Beizjagd

Die Beizjagd ist die Jagd mit Greifvögeln auf Wild in dessen natürlichen Lebensraum.

Der Habicht als Faustvogel
Der Habicht als Faustvogel

Bei der Beizjagd unterscheidet man zwischen Vögeln des hohen und des niederen Fluges. Als Vögel des hohen Fluges werden diese bezeichnet, die aus dem Anwarten heraus ihre Beute schlagen. Dies trifft auf die meisten Falken, aber auch vereinzelt auf Bussarde und Adler zu. Die Vögel des niederen Fluges jagen direkt von der Faust des Falkners aus das Wild an. Die meisten habichtartigen Greifvögel und vereinzelt auch auf Falken, werden als Faustvögel geflogen.

Anwarterjagd mit dem Wanderfalken

Im Zuge der Beizjagd werden Falkenhauben eingesetzt. Diese nehmen dem Beizvogel die Sicht auf das Wild und verhindern so, dass ein Vogel, der im Moment nicht jagen soll, abspringt und somit wertvolle Energie vergeudet oder frustriert ist, weil er gerade nicht an der Reihe ist, zu jagen. Verhaubt werden allerdings nicht nur Falken, auch für nervöse Habichte oder große Adler haben sich Hauben bewährt. Gemäß der Tradition erhält der junge Beizvogel seinen Namen auf der ersten selbst geschlagenen Beute.

Beizjagd auf Fasane und Rebhühner

Für die Beizjagd auf Fasane und Rebhühner mit dem Anwarterfalken (meist Wander- oder Sakerfalken) ist ein fermer Vorstehhund Pflicht. Dieser sucht systematisch die Felder nach Flugwild ab, während die Falken noch verkappt auf der Faust der Falkner stehen. Erst wenn der Vorstehhund Wild durch Vorstehen anzeigt, wird einem Falken die Haube abgenommen und er startet seinen Suchflug. Dabei holt er über der Gruppe Ring und steigt so immer höher. Wenn er dann in möglichst optimaler Höhe, Entfernung und Richtung zum Wild steht, wird der Fasan oder das Rebhuhn hoch gemacht. Der Falke versucht dann im Sturzflug seine Beute zu erreichen. Meist sind die Geschwindigkeiten so groß, dass die Falken die Beute nur niederschlagen und danach selbst noch einmal aufsteilen müssen, um ihren Schwung unverletzt abfangen zu können. Beim ersten Angriff geben sie allerdings so viel Kraft an das Beutetier ab, dass dieses bereits bewusstlos oder tot zu Boden stürzt. Mit reduzierter Geschwindigkeit lässt der Falke sich dann auf seine Beute nieder und nickt diese, falls nötig, selbst mit einem Genickbiss ab. Der Falkner sucht anschließend seinen Beizvogel auf, nimmt ihn, nachdem er seine Belohnung erhalten hat, vom Wild ab und verkappt ihn. Sollte der Fasan in eine zu hohe Deckung fallen, sodass der Falke ihn nicht selbstständig finden kann, so apportiert der Vorstehhund die Beute.

Beizjagd auf Feldhasen

erfolgloser Kompanieflug von zwei Harris Hawks auf einen Feldhasen

Die Beizjagd auf Feldhasen erfolgt beim Österreichischen Falknerorden ohne Hunde. Die Falkner streifen mit ihren jagdbereiten Faustvögeln (z.B. Habicht, Habichtsadler, Rotschwanzbussard, Wüstenbussard) über die Äcker und halten Ausschau nach Feldhasen. Sobald ein Hase hoch wird, lässt der Falkner, der am nächsten ist, seinen Beizvogel fliegen. Verbleibt ein Feldhase in der Sasse, so wird er erst hochgemacht bevor der Jagdflug beginnt. Freilebende Greifvögel bevorzugen stets Beute die einfach und möglichst risikofrei zu fangen ist, sie würden sich daher nicht mit einem ausgewachsenen Feldhasen anlegen. Der Beizvogel weiß jedoch, dass er stets mit der Hilfe seines Falkners rechnen kann und traut sich so auch an größere Beutetiere heran. Es ist nun die Aufgabe des Falkners, seinem Beizvogel auf schnellstem Wege zu folgen, um ihm bei der übermächtigen Beute zu helfen. Kann der Greifvogel einen doppelten Kopfgriff anbringen, so gelingt es ihm meist den Hasen so lange zu halten, bis sein Falkner zur Stelle ist. Platziert er seinen Griff nicht optimal, rutscht er einfach ab oder wird vom Hasen abgeschüttelt. Dies sieht zwar spektakulär aus, aber der Hase muss, wenn überhaupt nur etwas Wolle lassen und kommt ansonsten unbeschadet davon. Bei starken Feldhasen werden oft zwei Wüstenbussarde in Kompanie auf denselben Hasen geflogen. Dies erhöht die Erfolgschancen und verringert das Verletzungsrisiko der Beizvögel. Eine Garantie für eine volle Falknertasche ist dies freilich nicht.

Beizjagd auf Kaninchen

Wüstenbussard mit gebeiztem Kainchen

Für eine erfolgreiche Kaninchenbeizjagd sind neben den Beizvögeln auch tüchtige Frettchen notwendig. Daher gibt es im Österreichischen Falknerorden auch spezielle jagdliche Zuchtlinien, die besonders arbeitswillig und leichtführig sind. Die Frettchen werden am Kaninchenbau angesetzt und schliefen selbstständig ein. Die Falkner warten leise mit ihren Beizvögeln (vor allem Habicht und Wüstenbussard) in der Nähe der Ausgänge. Wenn nun ein Kaninchen springt, muss der Falkner blitzschnell reagieren, um seinem Greifvogel den Jagderfolg zu ermöglichen. Wildkaninchen sind zwar bei weitem nicht so wehrhaft wie Feldhasen, aber durch ihre enorme Geschwindigkeit und Wendigkeit gerade in Revieren mit vielen Bauen, guter Deckung und kurzen Fluchtstrecken keine einfache Beute. Die Beizvögel und die Frettchen sind so aneinander gewöhnt, dass der Vogel sehr wohl zwischen Beute und Jagdhelfer unterscheiden kann und es so in der Regel keine Angriffe auf Frettchen gibt.

Beizjagd auf Krähen

Die Beizjagd auf Krähen kann nahe am Stadtgebiet stattfinden

Die Krähenbeizjagd auf Aaskrähen (Nebel- und Rabenkrähen) wird meist aus dem Auto heraus ausgeübt. Wenn sich eine Krähe in guter Distanz befindet, so startet der Beizvogel durch ein Fenster, eine offene Schiebetür oder ein Dachfenster zum Jagdflug. Hat der Beizvogel eine Krähe geschlagen, liegt es am Falkner, schnellstmöglich das Auto abzustellen und dem Vogel zu helfen. Krähenvögel sind sehr wehrhaftes Wild und treten meist in Schwärmen auf. Aufgrund ihres starken Sozialverhaltens bekommt der Beizvogel es dann gleichzeitig mit allen Krähen zu tun. Die Schwierigkeit bei dieser Jagd liegt vor allem daran, an eine gute Jagdchance zu kommen. Krähenvögel sind sehr intelligent und lernen sehr schnell, dass eine gewisse Situation für sie Lebensgefahr bedeutet. Je länger man in einem Revier auf Krähenjagd geht, umso besser kennen die Krähenvögel das eigene Auto. Wechselautos und mehrere Reviere sind daher unbedingt notwendig, um längere Zeit erfolgreich Krähen zu bejagen.